Mittwoch, 20. Mai 2015

SPARTACUS (Stanley Kubrick, 1960)

Ein Monumentalfilm klassischer Prägung, den Kubrick als Auftragsarbeit inszeniert hat, nachdem der eigentlich vorgesehene Regisseur Anthony Mann kurz nach Drehbeginn gefeuert worden war. Ich habe grundsätzlich ein eher schwieriges Verhältnis zu Kubricks Werk, denn neben einigen hervorragenden Arbeiten hat er auch Filme gemacht, zu denen ich gar keinen Zugang finde. Die bedingungslose Verehrung, die viele Filmfreunde ihm zuteil werden lassen, konnte ich mir nie zueigen machen. Für die Sichtung von Spartacus spielt das jedoch eine untergeordnete Rolle, da Kubrick aufgrund der oben beschriebenen Umstände nur wenig Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung hatte.

Während der für derartige Filme üblichen sehr üppigen Spieldauer von knapp 200 Minuten (inklusive Ouvertüre und Intermission) gilt es fast schon zwangsläufig die ein oder andere Länge zu überstehen. Dazu zählt nicht zuletzt die nachträglich eingefügte schwule Badeszene, die dem Film keinerlei Mehrwert bietet, sondern wie ein Fremdkörper wirkt. Die Entscheidung, sie zu entfernen, war in jedem Fall richtig und man würde sich wünschen, die Verantwortlichen für die Restauration hätten das genauso gesehen und sie einfach weggelassen.

Darüber hinaus gibt es Einiges, was man Spartacus als Schwäche ankreiden kann. Dabei meine ich weniger die historischen Ungenauigkeiten, die man getrost vernachlässigen kann. Ärgerlich ist vor allem die Einbindung der Sklavin Varinia als Spartacus Frau – eine Figur, die schlichtweg überflüssig ist. Die Ränkespiele im römischen Senat sind an sich ganz gut umgesetzt, jedoch ist das Handeln des Volkstribuns Gracchus völlig unglaubwürdig und in sich nicht schlüssig – da kann Charles Laughton noch so charmant aufspielen. Ein weiteres Problem liegt in der Besetzung der Hauptrolle mit Kirk Douglas (der den Film mit produziert hat), der nun mal ein eher unsympathischer Bursche ist – im Gegensatz zu seinem Sohn Michael – und es dadurch dem Zuschauer schwer macht, sich mit ihm und seinem Anliegen zu identifizieren. Wobei die emotionale Einbindung des Zuschauers ohnehin nie eine Stärke Kubricks war. Und das melodramatische Ende, bei dem der am Kreuz hängende Spartacus auf seinen neugeborenen Sohn herabblickt, hätte ich erst recht nicht gebraucht. Hier wird Spartacus zur Jesusfigur stilisiert, nachdem der Film bis dahin einen nicht zu übersehenden marxistischen Grundton hatte, was zumindest im ersten Augenblick ein Widerspruch zu sein scheint.

Allerdings werden all diese Schwachpunkte durch die höchst imposanten Massenszenen und die beeindruckende Ausstattung mehr als wettgemacht. Die Inszenierung ist jederzeit souverän und die Kamera verliert auch bei Szenen mit hunderten von Darstellern nie den Überblick. Die Geschichte ist spannend, auch wenn der Ausgang allgemein bekannt ist. Auch was die Besetzung angeht, wird hier ordentlich geklotzt: neben Kirk Douglas kommen u. a. Laurence Olivier, Peter Ustinov, Tony Curtis und Charles Laughton zum Einsatz, die allesamt in ihren Rollen überzeugen. So ist am Ende ein über weite Strecken unterhaltsamer Film mit vielen Schauwerten, aber auch nicht zu übersehenden Schwächen entstanden, der unter den Monumentalfilm keine herausragende Stellung einnimmt. Sehenswert ist er dennoch.

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