Freitag, 1. Mai 2015

THE KILLERS (Robert Siodmak, 1946)

I'm through with all that runnin' around.

The Killers basiert ebenso wie der gleichnamige Siegel-Film, über den ich mich hier bereits ausgelassen habe, auf einer Kurzgeschichte Ernest Hemingways. Während die Sichtung des Siegel-Films damals in Unkenntnis der literarischen Vorlage erfolgte, habe ich die Geschichte inzwischen gelesen. Allerdings ist sie nur wenige Seiten lang, und so ist es umso interessanter zu sehen, was die beiden Regisseure daraus gemacht haben. Im Ergebnis sind beide Filme nämlich grundverschieden und verfolgen völlig unterschiedliche Ansätze. Während Siegel nur die Grundkonstellation – zwei Profikiller kommen in eine Stadt, um einen Mann zu töten, der dies gleichgültig hinnimmt – übernommen hat und die Geschichte aus Sicht der beiden Killer erzählt, hält sich Siodmak streng an die Vorlage. Die ersten 11 Minuten entsprechen nahezu 1:1 Hemingways Geschichte, selbst die Dialoge wurden größtenteils wörtlich übernommen. Im Anschluss daran entfaltet sich ein klassischer Film noir, der die Handlung aus Sicht des Versicherungsermittlers Jim Reardon schildert. Die Erzählung der Vorgeschichte erfolgt dabei nicht chronologisch, sondern in zahlreichen Rückblenden, und zwar jeweils aus der Perspektive des Zeugen, den Reardon gerade vernimmt. Als Zuschauer weiß man immer so viel wie der Ermittler. So setzt sich das Puzzle Stück für Stück zusammen und ergibt am Ende eine durchdachte und schlüssige Geschichte, die die Vorlage auf glaubwürdige Weise fortsetzt.

Die Art der Inszenierung verleiht The Killers eine dokumentarische Note und das geschickte Spiel mit Licht und Schatten erzeugt eine Atmosphäre, die zum Greifen dicht ist. Die Rolle der Femme fatale übernimmt Ava Gardner, die hier in ihrer ersten größeren Rolle zu sehen ist und u. a. Burt Lancaster (ebenfalls in seiner ersten Rolle) den Kopf verdreht. Punkten kann sie vor allem mit ihrer sinnlichen Ausstrahlung.

The Killers ist ein packender und höchst unterhaltsamer Film, der Siegels Version in nichts nachsteht. Wobei es sich aufgrund der vollkommen unterschiedlichen Ansätze ohnehin verbietet, Siegels Film als Remake des Siodmak-Werks zu bezeichnen. Und so sind aus Hemingways knapper Vorlage zwei ganz hervorragende Filme entstanden, wobei ich mich noch nicht mal festlegen könnte, welcher von beiden nun der Bessere ist.

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