Freitag, 15. Januar 2016

A FAREWELL TO ARMS (Frank Borzage, 1932)

Bei der Verfilmung des berühmten Hemingway-Romans, in dem der amerikanischen Autor seine persönlichen Erfahrungen im Sanitätsdienst der italienischen Armee verarbeitete, standen die Macher vor der schwierigen Aufgabe, die komplexe Geschichte in einen 90-minütigen Film zu packen. Dazu wurde der Inhalt auf die Beziehung zwischen dem amerikanischen Sanitätsoffizier in Diensten der italienischen Armee, Frederic, und der britischen Krankenschwester Catherine eingedampft. Der erste Weltkrieg dient zwar als Hintergrund, doch gerade die bei Hemingway so gelungene Mischung aus Kriegsdrama und Romanze wird hier zulasten einer romantischen Schnulze aufgegeben. Die zum Teil schwülstigen Dialoge tun das ihrige und machen A Farewell to Arms zu einem stellenweise recht zähen Stück Zelluloid. Auch darstellerisch ist das alles andere als herausragend. So fällt es schwer, Gary Cooper die Rolle des Sanitäters abzunehmen, der der Krankenschwester, verkörpert durch die spröde Helen Hayes, auf Gedeih und Verderb verfällt und aus Sorge um sie sogar von der Truppe desertiert. Dies markiert auch einen wesentlichen Unterschied zur literarischen Vorlage, die ich erst vor wenigen Monaten gelesen habe. Dort sind es unglückliche Umstände, die Frederic zum anfangs eher unfreiwilligen Deserteur machen, dem dann, nachdem die italienische Armee ihn als solchen gebrandmarkt hat, nichts anderes übrig bleibt als die Flucht nach vorne anzutreten. Im Film hingegen verlässt er die Truppe, weil er keine Post von seiner Geliebten erhält, da diese von seinem besten Freund aus fehlgeleitetem Beschützerinstinkt abgefangen und zurückgesandt wurde.

Der pflichtbewusste Soldat der Romanvorlage, der von persönlichen Rückschlägen wie Verletzungen, ausbleibenden militärischen Erfolgen und der sinkenden Moral der Truppe allmählich zermürbt wird, wird durch einen liebestollen Deppen ersetzt, der am liebsten jede freie Minute mit seiner Angebeteten verbringen möchte. Darüber hinaus bleibt Frederics Charakter im Film erstaunlich blass. Im Grunde genommen erfährt man gar nichts über ihn, außer dass er eine Vorliebe für Alkohol hat. Befremdlich auch, dass er trotz mehrerer Standortwechsel immer von denselben Personen umgeben zu sein scheint, die aus unerfindlichen Gründen stets dort auftauchen, wo er auch ist.

Eine positive Erwähnung verdient die gute Kameraarbeit von Charles Lang. Die stimmungsvoll ausgeleuchteten Schwarzweiß-Bilder wissen zu gefallen. Besonders schön ist die Szene im Verhau eingefangen, in dem mehrere Soldaten eine Mahlzeit einnehmen, während um sie herum die Mörsergeschosse einschlagen. Und die längere Einstellung aus der Ich-Perspektive im Lazarett ist für die damalige Zeit zumindest ungewöhnlich. Dies kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass A Farewell to Arms letztlich ein belangloser Film ist, der zwar mäßig unterhält, seiner literarischen Vorlage jedoch in keiner Weise gerecht wird. Da ist es wenig verwunderlich, dass Hemingway sich von dem Ergebnis wenig begeistert zeigte.

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