Mittwoch, 27. Januar 2016

LÅT DEN RÄTTE KOMMA IN (Tomas Alfredson, 2008)

Låt den rätte komma in, der in Deutschland unter dem seltsamen Titel So finster die Nacht veröffentlicht wurde, wollte ich schon seit Jahren immer mal sehen. Nun habe ich das endlich nachgeholt und bin ziemlich begeistert. Kürzlich habe ich mich nach der Sichtung von It follows noch über Mittelmäßigkeit der aktuellen Beiträge zum Genre des Horrorfilms ausgelassen, da zeigt Alfredson mit seinem vierten Spielfilm, dass es auch ganz anders geht. Wobei ich mich schwer tue, Låt den rätte komma in als Horrorfilm zu bezeichnen. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen zwei Außenseiter: der introvertierte Oskar, der von seinen Schulkameraden gehänselt wird, keine Freunde hat und alleine mit seiner Mutter in einer tristen Mietwohnung haust und der weibliche Vampir Eli, der im Körper einer Zwölfjährigen gefangen und gezwungen ist, sich von menschlichem Blut zu ernähren, obwohl er dies eigentlich verabscheut. Alfredson machte daraus eine faszinierende Geschichte über zwei Seelenverwandte, die außerhalb der Gesellschaft stehen und sich stark zueinander hingezogen fühlen. Der Erzählstil des Schweden ist trocken und schmucklos, nordisch unterkühlt und wirkt stellenweise fast etwas lethargisch. Schon die ersten Einstellungen, die von zahlreichen Close-Ups geprägt sind, vermitteln ein Gefühl der Enge, des Bedrängtseins. Man fühlt sich als Zuschauer irgendwie unfrei und eingesperrt - gefangen in dieser merkwürdigen schneeweißen und dennoch trostlosen Welt, in der nur selten die Sonne scheint.

Die beiden Hauptdarsteller sind einfach großartig, wobei die beim Dreh tatsächlich erst zwölfjährige Lina Leandersson ihren gleichaltrigen männlichen Gegenpart noch übertrifft. Die beiden muss man einfach gerne haben, und man nimmt Eli das Unbehagen durchaus ab, das ihr das Töten eines Menschen zwecks Nahrungsbeschaffung bereitet. Eine große Stärke des Films ist die Tatsache, dass kaum etwas erklärt wird. Anfangs hatte ich erwartet (und ein Stück weit auch gehofft), dass Elis Vergangenheit näher beleuchtet wird, dass aufgelöst wird, wie sie zum Vampir wurde und warum der merkwürdige Geselle ihr geholfen hat, Blut zu besorgen. Glücklicherweise bleibt dies alles im Dunkeln, was die Figur der Vampirin Eli umso rätselhafter wirken lässt. Letzten Endes erfährt man so gut wie nichts über sie.

Die Idee von einer Beziehung zwischen einem Menschen und einem weiblichen Vampir ist natürlich nicht neu, man muss dabei unwillkürlich an Bigelows Near Dark denken, wobei der das Thema natürlich ganz anders anpackt. Und doch ist Låt den rätte komma in ein erfrischend anderer Film, der mich von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt hat. Toll!

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