Samstag, 27. Januar 2018

WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT (Peter Thorwarth, 2002)

Willste quatschen oder ficken?

Ziemlich flache deutsche Komödie, die über weite Strecken trotzdem ganz leidlich unterhält. Richtig witzig ist Thorwarths Film eigentlich nie, aber die ein oder andere Szene regt durchaus zum Schmunzeln an. Das größte Plus sind zweifellos die sympathischen Darsteller: Dietmar Bär, Willi Thomczyk, Armin Dillenberger oder der aus den Tom-Gerhardt-Filmen bekannte Hilmi Sözer. Ralf Richter mag ich nicht unbedingt, aber seine Standard-Rolle als Ruhrpott-Assi beherrscht er zweifellos perfekt. Zudem kommen noch diverse Kultfiguren aus dem Pott wie Herbert Knebel, Tana Schanzara oder Heinrich Giskes zu Kurzauftritten. Die Einbindung der Liebesgeschichte zwischen der von Alexandra Maria Lara gespielten Astrid und dem in Sachen Liebe noch grünen Philipp (Mr. Thorwarth höchst selbst) ist nicht sonderlich gelungen, aber irgendwie musste schließlich eine attraktive Dame mit von der Partie sein, und diesen Part füllt Lara sehr überzeugend aus.

Obwohl die Story, die die Grundlage für den gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 1997 bildete, auf Spielfilmlänge gedehnt wurde, langweilt man sich während der insgesamt gut 100 Minuten nicht. Ein Kandidat für eine Zweitsichtung ist Was nicht passt, wird passend gemacht indes ganz sicher nicht. Da schaue ich mir lieber zum zehnten Mal Superstau an.

Freitag, 19. Januar 2018

KONG: SKULL ISLAND (Jordan Vogt-Roberts, 2017)

Meine Erwartungen an dieses King-Kong-Spin-Off waren nicht sonderlich hoch, doch konnte ich mir dieses als jemand, der die diversen Sichtungen des 1933er Originals zu seinen liebsten Kindheitserinnerungen zählt, natürlich nicht entgehen lassen. Und erstaunlicherweise erweist sich Kong: Skull Island als äußerst kurzweiliger und unterhaltsamer Film, der mit gleich mehreren Pfründen wuchern kann. Da sind zunächst die atemberaubend schönen Landschaften Vietnams, die in ihrer fremden Exotik die perfekte Kulisse für das der zivilisierten Welt verborgene Skull Island bilden. Mit John Goodman, Samuel L. Jackson, Tom Middleston, Brie Larson oder John C. Reilly – um nur einige zu nennen – ist es zudem gelungen, eine beeindruckend namhafte Darstellerriege zu versammeln. Und nicht zuletzt ist der Actionanteil nach einer kurzen Exposition zu Beginn sehr hoch und sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Vogt-Roberts drückt die meiste Zeit über mächtig aufs Tempo und gibt seinen Protagonisten und dem Zuschauer kaum Gelegenheit Luft zu holen. Vor allem aber wird man bei der Sichtung von einem ständigen Gefühl der freudigen Erwartung begleitet verbunden mit der Frage, welches phantasievoll gestaltete Wesen denn nun als nächstes in Erscheinung treten mag. 

Technisch ist das ebenfalls ziemlich beeindruckend, was sich auf der Leinwand abspielt. Die Kreaturen sind hervorragend animiert, wobei insbesondere Kong täuschend echt aussieht. Seine Art sich fortzubewegen erinnert mit dem majestätischen Gang allerdings wenig an einen Affen, was aber sicherlich gewollt ist, um seinen Status als ungekrönter König der Insel zu unterstreichen. Der Beauty-and-the-Beast-Aspekt wird nur zaghaft angedeutet, beispielsweise in einer Szene, in der Kong Mason vor dem Ertrinken rettet. Dafür werden als Erklärung für die Existenz der prähistorischen Kreaturen einige verworrene Lovecraft-Anleihen bemüht, die jedoch im Laufe des Films nicht weiter vertieft werden. Glücklicherweise, muss man sagen, denn die Existenz der Tiere genauer erklären zu wollen, wäre nicht nur unnötig, sondern ihrer mystischen Wirkung womöglich auch abträglich gewesen.

Zusammen mit dem stimmungsvollen Score, der die Atmosphäre der 70er Jahre trefflich einfängt, ergibt sich eine rundum gelungene Mischung, die zwei Stunden lang ausgezeichnet zu unterhalten weiß. Und mit der Heimkehr des vermissten Kampfpiloten Marlow zu seiner Familie nach fast 30 Jahren gibt es sogar noch eine berührende Schlussszene.

Dienstag, 16. Januar 2018

DUNKIRK (Christopher Nolan, 2017)

We need our army back.

Dass ich den Arbeiten des 47-jährigen Briten sehr zugetan bin, habe ich ja schon bei verschiedenen Gelegenheiten kundgetan, wobei mich im Vorfeld der Sichtung von Dunkirk die Frage umgetrieben hat, inwieweit Nolan auch bei einem solchen Sujet seiner Angewohnheit, seine Filme in mehreren Erzählebenen anzulegen, treu bleiben würde. Erwartungsgemäß kommt er hier ohne Plottwists oder einen versteckten Kontext aus. Die Besonderheit besteht vielmehr darin, dass die Ereignisse aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt werden, wobei jede eines der drei Elemente repräsentiert, um die und in denen Krieg geführt wird: Land, Wasser und Luft.

Der Focus liegt dabei auf der Land-Perspektive, repräsentiert durch den jungen Soldaten Tommy, der von seiner Einheit getrennt wurde und versucht, ein Schiff zu erreichen, das ihn zurück nach England bringt. Dabei gelingt es ihm zwar immer wieder, an Bord eines Schiffes zu gelangen, doch muss er stets fliehen, weil jedes Schiff von den Deutschen versenkt wird, bevor es überhaupt in die Nähe englischer Gewässer gekommen ist.

Dunkirk ist für Nolan-Verhältnis ungewöhnlich spartanisch in seiner Erzählweise. Der Brite verzichtete auf allen Schnickschnack, für den er ansonsten bekannt ist. Einzig der ständige Wechsel der Perspektive verlangt vom Zuschauer ein Minimum an Aufmerksamkeit. Gesprochen wird relativ wenig. Die Dialoge beschränken sich auf das Nötigste. Auch der Score von Hans Zimmer hält sich stark zurück. Musik im eigentlichen Sinne gibt es kaum. Vielmehr konzentrierte sich der Komponist darauf, eine wirkungsvolle Klangkulisse zu schaffen, in die die im Krieg allgegenwärtigen Geräusche gekonnt eingearbeitet wurden. Dies trägt in Verbindung mit der kompakten Erzählweise zu einer immensen Spannung bei, die sich über die gesamte – ungewöhnlich kurze – Spielzeit immer weiter zuspitzt. Die verschiedenen Perspektiven zeigen dabei gut die Ausweglosigkeit der Gesamtsituation. Man kann dem Krieg nicht entkommen, egal was man tut. 

Dunkirk unterscheidet sich somit recht deutlich von dem üblichen Schema, nachdem Kriegsfilme – insbesondere solche über den zweiten Weltkrieg – ansonsten funktionieren. Wobei der historische Hintergrund kaum thematisiert wird und im Grunde genommen gar keine Rolle spielt. Dafür ist man als deutscher Staatsbürger dann auch regelrecht dankbar, wenn man einen Film über den zweiten Weltkrieg sieht, in dem ausnahmsweise mal nicht die Garstigkeit der Deutschen herausgestellt wird. Diese sind hier nur der gesichtslose, übermächtig erscheinende Feind, doch könnte diese Rolle losgelöst vom Kontext genauso gut von einer anderen Nation ausgefüllt werden. Erst in der letzten Szene des Films bekommt man einige deutsche Soldaten kurz zu Gesicht.

Im Gegensatz zu vielen euphorischen Kritikern würde ich Dunkirk nicht unbedingt als Meisterwerk bezeichnen. Da gibt es andere Nolan-Filme, die diese Bezeichnung eher verdienen. Einer der besten Kriegsfilme der vergangenen Jahre ist er aber zweifellos. Und weniger durfte man von Nolan auch nicht erwarten.